Winnetou & Woke-Indianer

Kriegspfad gegen Karl May?

Spätsommer 2022: Ein Lagerfeuer irgendwo im Wilden Westen.

Mit „Wilder Westen“ sind allerdings keine verbrauchtbundesländischen Kalifate gemeint.

Sondern Gebiete auf dem amerikanischen Kontinent, welche sich unsere US-Besatzer ähm Beschützer zwar nicht kulturell, aber dafür territorial aneigneten.

Dort genozidierten sie – mittels unzähligen „militärischen Spezialoperationen“ – 98,6 % bzw. 18 Millionen „Schon-länger-hier-Lebende“ und beschleunigten deren siedlerfreundliches Frühableben via Bleivergiftung.


Mit ungläubigem Kopfschütteln las Old Shatterhand die Titelseite der „Prärie-News“, bevor er seinem Gefährten mit ernster Miene verkündete:

„Der Stamm der Woke-Indianer hat uns den Krieg erklärt!“

„Ich wusste schon immer, diese Schlitzaugen sind falsche Schlangen“, stellte Winnetou grimmig fest. „Bei denen findet sich nicht mal für jeden Topf ein Deckel, weil sie mit dem Wok kochen!“

„Woke, nicht Wok!“, widersprach Old Shatterhand. „Dieser Stamm lebt in Teutonia-Absurdistan, jenseits des großen Wassers. Zu deren absonderlichen Bräuchen zählt, dass sich Männer als Squaw verkleiden.“

„Auch ich schlüpfe manchmal heimlich in die Fransen-Unterwäsche von Nscho-tschi, wenn ich allein im Wigwam bin“, gestand Winnetou mit hochrotem Kopf.

„Im Gegensatz zu Dir, mein – hoffentlich nicht warmer – Bruder, tragen Teutonen-Männer ihre Weiber-Klamotten in der Öffentlichkeit – und erhalten dafür Applaus. Eine Möchtegern-Squaw, welche wie die abgehalfterte Tessa aus dem „Saloon zur roten Laterne“ aussieht, sitzt sogar in der Häuptlings-Versammlung und bekommt dafür 10.000 Euro-Dollar monatlich“, berichtete Old Shatterhand.

„Die spinnen, die Teutonen!“, murmelte Winnetou. „Wissen nicht mal, ob sie Mann oder Squaw sind, wollen sich aber ernsthaft auf den Kriegspfad begeben?!“

„Nicht nur das, sie haben uns Beiden persönlich den Kampf angesagt. Du erinnerst Dich doch noch Karl May?“, fragte der Mann mit dem Henrystutzen.

„Bei Manitu, natürlich!“, dämmerte es dem bekanntesten Apachen, seit es Indianer gibt. „Dieser fantasievolle Schreiber, dem wir es überhaupt erst verdanken, dass Millionen Menschen in aller Welt von Kultur und Schicksal unseres Volkes erfuhren! Er gehörte den Saxonen an, ein renitenter Stamm, der selbst den eigenen Oberindianern mutig die Stirn bietet.

„Ganz genau“, bestätigte Old Shatterhand, „unter dem Druck der Gutmenschianer – die darin „rassistische, kolonialistische Stereotypen“ sowie „Romantisierung von Völkermord“ sieht – musste das Buch „Der junge Häuptling Winnetou“ eingestampft werden.“

„Unverschämtheit! Diese Teutonen wollen den Yankees die Schuld am Genozid gegen uns stehlen – ist das nicht kulturelle Aneignung?“, empörte sich Winnetou. „Außerdem klingt das nach „Aktion wider dem unwoken Geist“ und Bücherverbrennung!“

„Nicht ganz“, korrigierte Old Shatterhand. „Damals, im Vierhaken-Kreuz-Großteutonia, befahl der Häuptling die Säuberung von zersetzenden Büchern per Gesetz. Heute, im Dummbuntland machen es die Betreutdenker ganz freiwillig, im vorauseilenden Gehorsam.“

„Aber was will man von einem Volk erwarten, das mal einen Ober-Häuptling wählte, der nicht mal vom eigenen Stamm war.“, ergänzte Old Shatterhand. „Ein völlig durchgeknallter Typ mit komischer Frisur, der alle anderen Stämme für so minderwertig hielt, dass er ihre Unterwerfung durch seine Arieraner, dem einzig wahren Stamm, als göttlichen Auftrag sah.“

„Das sagt Häuptling „Blutiges Messer“ aber auch! Alle, außer seinen Mohammedianern, sind Ungläubige, die man töten muss“, wusste Winnetou zu berichten.

„Das ist etwas anderes,“ widersprach Old Shatterhand energisch. „Häuptling „Braunes Hemd“ war ein „Nazi“. Daraufhin fragte Winnetou „Was ist ein Nazi?“

„Bis vor wenigen Jahren“, dozierte Old Shatterhand, „war Nazi, wer die Weltherrschaft an sich reißen wollte und auf Dauer-Kriegspfad andere Stämme überfiel, diese in die ewigen Jagdgründe schickte oder in Lager deportierte.“

„Verstehe, die Yankees und ihr Großer Vater in Washington sind also Nazis!“

„Wie kommst Du denn darauf?“

„Weil sie erst unsere Büffel ausrotteten, dann unser Land raubten sowie uns in Reservaten konzentrierten. Anschließend führte sie der Kriegspfad auf alle Kontinente. Und überall dort, wo „Schwarzes Gold“ in der Erde steckt, errichteten sie Forts für ihre Besatzer-Kavallerie.“

„Wie dem auch sei“, fuhr Old Shatterhand fort, „heute ist jeder ein Nazi, der die Häuptlinge kritisiert, sich dem Biontech-Medizinmann verwehrt, nicht in den Krieg ziehen will und dagegen ist, schwere Feuerstöcke an die Ostfront zu liefern.“

„Außerdem müssen die Teutonen mittels seltsamer Rituale beweisen, dass sie keine Nazis sind. Etwa durch Gemeinschafts-Frieren in eiskalten Tipis, damit die Yankees in der Ukraine weiter den Kriegspfad beschreiten können – bis zum letzten Ukrainer. Und damit sich ein Häuptlings-Schauspieler noch mehr kolumbianischen Schnee kaufen kann.“

„Und wer entnazifiziert werden will, muss mit öffentlichen Freudentänzen beweisen, dass er statt billigen Russki-Gas lieber zehn Mal so teures Yankee-Gas kaufen möchte. Aber die Teutonen leiden sowieso an einem ewigen Gas-Schuld-Trauma.“

„Diese Teutonen haben doch echt nicht alle Klappern an der Schlange!“, entrüstete sich nun Winnetou. „Die dürfen keine Indianer-Kleidung tragen, aber in Frauenklamotten rumlaufen?!“

„Vielleicht, wenn sie ausschließlich blaue-gelbe Federn…“, wollte Old Shatterhand seinen aufgebrachten Blutsbruder beruhigen.

„Es reicht!“, schrie der große Häuptling der Apachen wütend auf. „Sendet sofort folgende Rauchzeichen-Mail über das Indianernet:

An alle weißen Männer und Frauen, die ihre Vorfahren ehren, ihre Kultur lieben und bereit sind, ihre Heimat und Freiheit zu verteidigen:

Grabt das Kriegsbeil aus!
Geht raus aus den (noch) gemütlichen Wigwams – gemeinsam auf die Straße!
Bindet Eure geistig insolventen rot-grünhäutigen Häuptlinge an gendergerechte Marterpfähle!
Verwandelt die woken Divers-Faschisten in Schrumpfköpfe!
Indianer aller Länder, vereinigt Euch!

PS: „Indianer“ sind nicht zu verwechseln mit „Impfianern“ und ihrem Häuptling „Große Zahnfee“….

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11 Kommentare

  1. Wie soll man ein Meisterwerk unter lauter Meisterwerken nennen? Weil es das aktuellste ist, meine ebenfalls aktuelle, fast schockartige Begeisterung, ist mal wieder grenzenlos. Weil der Buchpreis für Literatur in diesem Jahr ja nicht vergeben wurde; die Meldung über die woke Schmiererei betrachte ich als Fake; schlage ich Deine gesammelten Werke in edelst gebundener Form vor.

  2. Eine satirische Glanzleistung !!!! So kann man JEDEN den Zeitgeist nahe bringen,. sofern dieser Lesen will und kann…,— ich habe trotz des verdammt ernsten Hintergrundes Tränen gelacht. SO IST EIN TRÜBER TAG IN EINER TRÜBEN ZEIT wenigstens erträglich. LG:

  3. Wenn es nicht so traurig real wäre, könnte man darüber lachen. Wenn man es richtig nimmt, müsste man die ganzen Amis“s in Haft nehmen. Und da spreche ich weniger über deren Völker, sondern über senile, machtgeile „Politiker“ und deren Vorgänger, wobei ich mal einen Herr“n Trump außen vor lassen will. Von dem soll wohl kein einziger Krieg vonstattengegangen sein und er 60 % der Arbeitslosigkeit in seiner Amtszeit bekämpft hat. Aber das ist ja wohl nicht im Sinne friedliebender Nationen. Ansonsten wieder vom feinsten in Realsatire verpackt ,was aber dem Relotiuspreis noch lange nicht das Wasser reicht. Zwinker.

  4. Grüße aus dem Kurzurlaub in Hamburg. Es ist wie immer eine Offenbarung Post vom Gehrke zu lesen. Am offenen Fenster und blauem Himmel beim Frühstück dieses neue Meisterstück der Satire zu lesen. Herrlich wie immer. PvG, that made my day..

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